Amputation an Arm, Bein & Co: Gründe, Ablauf & Pflege

Valentin Kronreif ist Mitgründer bei anni.care
verfasst vonValentin Kronreif
zuletzt aktualisiert am3. November 2023

Die Entscheidung, ein Körperteil zu amputieren, ist nie leicht. Diese tiefgreifende medizinische Maßnahme berührt nicht nur den physischen, sondern auch den emotionalen Zustand eines Patienten.


In diesem Artikel werden wir uns intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Sie erfahren alles Wissenswerte über die verschiedenen Arten von Amputationen, die Ursachen, die zur Behandlung führen können, und den Hergang einer solchen Operation. Wir gehen zudem auf das Phänomen der Phantomschmerzen ein und geben Ihnen auch wichtige Informationen an die Hand, um eine Amputation vorbeugen zu können.

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Amputation Arm Bein und mehr

Eine Amputation bezeichnet den Eingriff, bei dem ein Teil des Körpers, wie z. B. Arme, Beine oder Brust, aufgrund von medizinischen Gründen entfernt werden. Sie ist eine drastische, aber oft notwendige Maßnahme, die in erster Linie das Ziel hat, das Leben des Patienten zu retten oder seine Lebensqualität zu verbessern.


Die Auslöser für eine Amputation können vielfältig sein, von Durchblutungsstörungen über Unfälle bis zu Tumorerkrankungen.

Röntgen Amputation

Immer dann, wenn das Körpergewebe irreparabel geschädigt oder bereits abgestorben ist, kann eine Amputation erforderlich werden.


Totes Gewebe am lebenden Körper, auch als Nekrose oder Gangrän bezeichnet, birgt ein hohes Risiko für Infektionen, die sich über das Blut im gesamten Körper ausbreiten können. 


Um diese lebensbedrohliche Komplikation zu vermeiden, wird das betroffene Gewebe durch den Arzt entfernt. Weitere Gründe für eine Amputation sind schwere Unfälle oder Krebserkrankungen.

Arten von Amputationen: Arm, Bein, Brust, Zeh und mehr

Abschnitt mit dem Namen Arten von Amputationen: Arm, Bein, Brust, Zeh und mehr

überlebenswichtige Funktion amputiert werden. Die Notwendigkeit zur Amputation einer Extremität kann durch verschiedene Ursachen bedingt sein. Die Entscheidung zur Amputation beruht dabei stets auf einer sorgfältigen Abwägung der Betroffenen und des Arztes.


Die Operation zur Amputation eines Körperteils unterscheidet sich je nach Umfang und Größe der betroffenen Extremität. 


Hierbei wird zwischen einer Minoramputation (lateinisch: „kleiner“), Major- (lateinisch: „größer“) oder Grenzzonenamputation unterschieden. 


Minoramputationen betreffen Teile des Fußes oder die Entfernung einzelner Zehen. Bei Majoramputationen werden größere Gliedmaßen, wie das gesamte Bein oder der Arm, abgenommen. Die Grenzzonenamputation ist eine Kombination aus Minoramputation in der Grenze zum vitalen Gewebe oder Nekrosen.

Amputierter Zeh Röntgen

Amputationen des Fußes


Eine Amputation am Fuß erfolgt unter Wahrung der größtmöglichen Bewegungsfreiheit der Patienten. Dabei versucht der Arzt, möglichst wenig vom Knochen zu entfernen, sodass der Patient nach der OP weiterhin stehen und laufen kann. Die kleinstmögliche Amputation bezieht sich auf die Abtrennung eines oder mehrerer Zehen. In weiter fortgeschrittenen Fällen kann die Amputation an einer höher gelegenen Stelle, beispielsweise am Mittelfußknochen (transmetatarsale Amputation), erfolgen.

Amputationen an den Beinen


Eine Amputation am Bein variiert je nach der Erhaltung des Kniegelenks und der Anbringung einer Prothese. Bei einer Amputation des Unterschenkels belässt der Operateur unterhalb des Knies einen etwa zehn Zentimeter langen Stumpf. An dieser Stelle kann später eine Prothese angelegt werden. Ist dies jedoch nicht möglich, und der gesamte Unterschenkel bis zum Knie muss entfernt werden, resultiert daraus eine erhebliche Bewegungseinschränkung für die Betroffenen.

Amputierter Finger

Amputationen an den Armen


Die Amputation eines Arms zielt darauf ab, die Greiffunktion möglichst gut zu erhalten. Hierbei kann die verbleibende Mittelhand nach intensivem Training weiterhin genutzt werden, um Gegenstände zu greifen. Wird eine Amputation am Arm erforderlich, wird möglichst viel Muskelgewebe erhalten, um den Stumpf beweglich zu halten. An diesem Stumpf kann später eine Prothese angelegt werden.


Es ist wichtig zu beachten, dass jede Art von Amputation das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinflusst und sowohl physische als auch psychologische Unterstützung erfordert. Trotz der Verluste und Herausforderungen ermöglichen moderne Prothesen und Therapieansätze es den meisten Menschen, ein erfülltes und aktives Leben zu führen.

Die Ursachen für eine Amputation können vielfältig sein. Dieses Kapitel wird die verschiedenen Ursachen für Amputationen diskutieren und aufzeigen, unter welchen Umständen eine solche Maßnahme erforderlich sein kann.

Amputation Verband

1. Unfallbedingte Amputationen


Unfälle zählen zu den häufigsten Gründen, die eine Abtrennung eines Körperteils erforderlich machen. Besonders häufig sind Amputationen bei Unfällen am Arbeitsplatz oder Unfällen im Straßenverkehr, wenn Extremitäten stark verletzt werden. Durch den Unfall durchtrennte Nerven und Arterien können oftmals nicht mehr miteinander vernäht werden, was eine Amputation unumgänglich macht.

2. Amputationen aufgrund von Gefäßerkrankungen


Erkrankungen der Gefäße stellen in Deutschland eine häufige Ursache für Amputationen dar. Im Fokus steht hierbei die arterielle Verschlusskrankheit, eine schwere Störung der Durchblutung. Körperteile, die nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, müssen in vielen Fällen amputiert werden. Hauptrisikofaktoren für diese Erkrankung sind Rauchen, Übergewicht, unbehandelter Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

3. Amputationen bei Diabetes Mellitus


Diabetes mellitus kann auf Dauer die kleinen und großen Blutgefäße sowie die Nerven schädigen. Diabetiker haben ein weitaus höheres Risiko für Amputationen. Eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit kann zu Infektionen und Nekrosen führen, denen bei einem schweren Verlauf durch eine Amputation begegnet wird.

4. Amputationen bei Krebserkrankungen


Bei einer Tumorerkrankung wie Knochenkrebs kann es notwendig sein, dass ein Körperteil operativ entfernt wird. Die Amputation erfolgt, um die Verbreitung bösartiger Krebszellen im Körper zu verhindern. Auch Weichteiltumoren können eine Amputation erforderlich machen.

5. Amputationen aufgrund von Infektionen


Wenn eine Infektion mit Rötungen, Schwellungen und Überwärmung des betroffenen Körperteils einhergeht, kann sich die Entzündung im Körper ausbreiten und eine lebensbedrohliche Blutvergiftung auslösen. In solchen Fällen kann eine Amputation die letzte verbleibende Maßnahme sein.

Frau mit amputierter Brust

Das Auftreten spezifischer Symptome kann auf die Notwendigkeit einer Amputation hinweisen. Dabei können diese Anzeichen je nach zugrundeliegender Erkrankung variieren. In diesem Kapitel werden wir uns mit den verschiedenen Symptomen und den zugrundeliegenden Erkrankungen auseinandersetzen.

1. Chronischer Arterienverschluss


Ein chronischer Arterienverschluss kann ein erster Hinweis auf eine potenzielle Amputation sein. Patienten mit diesem Leiden verspüren anfangs einen Belastungsschmerz, der auf eine Minderdurchblutung des Gewebes zurückzuführen ist. Mit fortschreitender Krankheit kann es zu Ruheschmerzen und/oder nekrotischen Veränderungen des Gewebes kommen. Ein weiteres Indiz für eine mögliche Amputation kann der Verlust des arteriellen Pulses sein.

2. Diabetisches Fußsyndrom


Das diabetische Fußsyndrom tritt auf, wenn hohe Blutzuckerwerte die Nerven und Gefäße beschädigen, was zu einer unzureichenden Durchblutung der Beine oder Füße führt. Aus kleinen Verletzungen können schnell chronische Wunden entstehen. Wenn sich das empfindliche Gewebe zusätzlich infiziert, kann eine Amputation die letzte Therapieoption sein.

3. Amputationsschmerzen


Amputationsschmerzen sind meist sehr stark und treten vorwiegend in der Region auf, in der eine Gliedmaße amputiert werden muss. Die Schmerzen können sich auch auf benachbarte Körperregionen ausbreiten und selbst nachts zu Schlaflosigkeit führen, was wiederum zu Gereiztheit und Depressionen führen kann. In einigen Fällen können diese Schmerzen nur bedingt durch die Einnahme von Schmerzmitteln gelindert werden.

4. Infektion oder Entzündung der Wunde


Neben den Amputationsschmerzen kann es auch zu einer Infektion oder Entzündung der Wunde kommen. Diese sind oft mit Eiterbildung oder Rötung verbunden. Der Schmerz kann sich verstärken, wenn die betroffene Region belastet wird, und die Belastbarkeit des Patienten kann erheblich abnehmen.

Sportler mit Beinprothese

Im Vorfeld der Operation plant der Arzt genau, wo die Abtrennung des Körperteils stattfinden soll. Dafür nutzt er bildgebende Verfahren wie die Computertomographie und Ultraschall, um die Durchblutung des Gewebes zu überprüfen. Dies dient dazu, nach der Operation das Entstehen von nekrotischem Gewebe am Stumpf zu verhindern.


Im Rahmen des Eingriffs wird der Patient in Vollnarkose versetzt und das betroffene Körperteil zusätzlich örtlich betäubt. Diese Vorgehensweise erleichtert die Schmerzversorgung nach der Operation und hilft, das Auftreten von Phantomschmerzen zu reduzieren. Mithilfe von Druckmanschetten wird die Blutversorgung zum Amputationsgebiet minimiert, um den Blutverlust zu begrenzen.


In diesem Prozess werden Knochen und begleitendes Weichgewebe abgetrennt und der Knochenstumpf abgerundet, um das umliegende Gewebe zu schützen. Abschließend wird ein Hautlappen über den Stumpf gezogen und genäht, um das Eindringen von Keimen zu verhindern.

Wie bei jedem chirurgischen Vorgang bergen auch eine Operation bei Amputationen Risiken und Komplikationen. Hierzu zählen unter anderem Infektionen, Nachblutungen, Störungen der Wundheilung und Thrombosen. Insbesondere bei Patienten mit einer vorbestehenden Erkrankung wie Diabetes Mellitus oder Arteriosklerose können diese Risiken erhöht sein. Ein weiteres Problem stellt der sogenannte Phantomschmerz dar, der bei einigen Betroffenen auftritt und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.

Phantomschmerzen sind Schmerzen, die nach einer Operation im Bereich der entfernten Gliedmaße empfunden werden. Sie treten bei einem Teil der Betroffenen auf und können sich durch Kribbeln, Brennen, Stechen oder andere unangenehme Empfindungen äußern. Diese Schmerzen entstehen, weil das Gehirn weiterhin Signale von Nerven erhält, die einmal zu dem nun fehlenden Körperteil führten. Trotz intensiver Forschung ist die genaue Ursache dieser Phantomschmerzen noch nicht vollständig geklärt und stellt daher eine erhebliche Herausforderung in der Therapie dar.

Ärztin untersucht amputierten Arm

Die Nachfürsorge nach einer Amputation ist ein entscheidender Aspekt für den Heilungsprozess und die Lebensqualität der Patienten. Sie umfasst sowohl physische als auch psychische Unterstützung. Physisch geht es vor allem um die Wundpflege, Schmerzkontrolle, Rehabilitation und mögliche Prothesenversorgung. Psychisch ist es wichtig, die Patienten beim Umgang mit dem Verlust des Körperteils zu unterstützen und sie auf mögliche Phantomschmerzen vorzubereiten. Hierbei soll das bundesweite Amputationsregister helfen.

Lesetipp: Erfahren Sie hier mehr über das Thema Prothesen.

Amputationen können durch präventive Maßnahmen oft vermieden werden. Ein gesunder Lebensstil ist dabei entscheidend. Das Risiko für Durchblutungsstörungen, Diabetes Mellitus und Arteriosklerose, die zu Amputationen führen können, lässt sich durch eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und den Verzicht auf Rauchen minimieren. Regelmäßige Kontrollen und frühzeitige Behandlungen von Infektionen oder Verletzungen können ebenfalls dazu beitragen, Amputationen zu vermeiden.

Die Dauer einer Amputation hängt von mehreren Faktoren ab, darunter der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten und die Art der Amputation. Typischerweise kann eine solche OP zwischen 1 und 3 Stunden dauern.

Das am häufigsten amputierte Körperteil in Deutschland ist das Bein, speziell unterhalb des Knies. Dies ist vordergründig auf Krankheiten wie Diabetes mellitus und arterielle Verschlusskrankheit zurückzuführen.

Eine Amputation erfolgt in der Regel unter Vollnarkose. Nachdem die Blutzufuhr zum zu amputierenden Bereich gestoppt wurde, werden das Weichgewebe und der Knochen durchtrennt und der Knochenstumpf entsprechend abgerundet.

Die Entscheidung zur Amputation wird getroffen, wenn ein Körperteil durch eine Krankheit oder Verletzung irreparabel beschädigt ist. Die Abtrennung eines Körperteils kann auch erforderlich sein, wenn eine ernsthafte Gefahr für den gesamten Körper besteht.

Nach einer Beinamputation verbleibt der Patient in der Regel 1–2 Wochen im Krankenhaus. Dies hängt jedoch von der individuellen Heilung und dem Bedarf an Nachsorge ab.

Amputierte Körperteile (Amputat) werden in der Regel medizinisch korrekt entsorgt. Sie werden jedoch manchmal für weitere medizinische Untersuchungen aufbewahrt.

In Deutschland werden pro Jahr etwa 60.000 Amputationen durchgeführt. Die Zahl der Eingriffe steigt, insbesondere aufgrund der Zunahme von Menschen mit Diabetes und arterieller Verschlusskrankheit.

Obwohl eine Beinamputation ein ernsthafter chirurgischer Eingriff ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Patient direkt an dieser stirbt. Komplikationen wie Blutungen und Infektionen stellen jedoch potenzielle Risiken dar.

Der Schmerz, der an einem amputierten Körperteil verspürt wird, wird als Phantomschmerz bezeichnet.

Phantomschmerz kann sich als ein Gefühl von Kribbeln, Brennen, Stechen oder sogar als Schmerz in einer nicht mehr vorhandenen Extremität manifestieren. Die Erfahrung mit Phantomschmerz ist sehr individuell und variiert von Person zu Person.

Die Dauer von Phantomschmerzen ist ebenfalls individuell verschieden. Einige Personen erfahren diese nur für einige Monate, andere können sie jedoch jahrelang verspüren.

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